It’s an itch that I’ll never stop scratching. It’s a hole that I’ll never quite fill.
 - Electric President (Insomnia)
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Karla im Koma: Folge 4 – Madame Krankenschwester

20. Mai 2007

Webkram

Ich konnte mir ein Stöckchen der etwas anderen Art greifen. Bastler dieses Soap-Stöckchen ist der Batz, wo ihr am besten auch erstmal hinsurft, um eine Erklärung des Ganzen und den Anfang der Soap zu lesen. Wer allerdings schon beim dritten Teil angekommen ist, darf hier nun die Fortsetzung lesen.

Karla im Koma - Logo

„Da kommt gleich noch ne späte Lieferung rein. Sollte eigentlich schon vor 4 Stunden hier sein, aber auf der A3 ist wohl eine Herde Schafe rumgehüpft. Würden Sie sich um die Warenannahme kümmern, Herr Wagenschneider?“

Verdammt… „ich wollte doch noch zum Fußstudio“, murmelt Patrick vor sich hin. Herr Zahneck, Patrick Wagenschneiders Vorgesetzter, zuckt verwundert über die wohl vernommene Äußerung die linke Braue empor. „Also, ähm, ich wollte nur jemanden abholen, vom Fußstudio, nur abholen.“ Herr Zahneck, der wohl offenbar schon so manches Seminar zum Thema Wie bringe ich die faulen Säcke zur Maximalleistung ohne die Kosten ebenfalls zu maximieren besucht hatte, verschränkt mürrisch die Arme und lässt den Blick nicht von seinem Opfer. „Aber, aber, das hat natürlich Zeit. Gerne kümmere ich mich um die Warenanahme, Herr Zahneck.“

Woraufhin dieser sich umwendet und stolz verkündet: „Wunderbar, ich hau‘ dann jetzt schonmal ab. Arzttermin.“

Blödes Arschloch, denkt sich Patrick, dabei weiß doch jeder hier, dass der ne Geliebte hat. Das wird nachher ein knappes Ding, wer weiß, wie lange die Wachtel das Studio offen hat.

***

„Kinder, hier ist euer Vater“, sagte sie. Und tatsächlich, trotz dieser vielen Jahre, erkenne ich seine rauen Gesichtszüge kombiniert mit seinem 3-Tage-Bart wieder. Zwar ist seine Haarpracht nun schon fast mehr grau denn schwarz, aber er ist es. Wie lange habe ich davon geträumt, ihn nochmals wiederzusehen. Aber soll ich ihm nun um den Hals fallen? Warum war er nicht da? Wo war er? Hatte Mutter gute Gründe, ihn für Tod zu erklären? Hat er uns absichtlich zurückgelassen? Solche Fragen dringen durch Janine’s Kopf. Und auch die Geschwister scheinen zunächst sprachlos.

„Kinder, ich verstehe, dass ihr erstaunt seid. Aber ich konnte damals einfach nicht wiederkehren. Eure Mutter war nicht mehr sie selbst. Wegen ihr war ich in Frankreich, Rußland, China, verdammt, wer weiß wo noch. Ich habe euch nicht freiwillig zurückgelassen. Ich…“, seufzt der Herr hervor.

„Warte, du kommst also wieder hier nach Köln, nur um uns so einen Schwachsinn zu erzählen? Mutter liegt im Koma, wer weiß wann und ob sie wieder aufwacht. Noch dazu erzählt uns ihr Arzt, dass sie in dem Alter noch schwanger gewesen sei.“, feuchte Augen begleiten die vorwurfsvolle Sprache von Janine.

„Schwanger?“, wirft die Tante Britt ein, „Was sagst du da, mein Kind?“ – „Der Embryo musste durch Komplikationen abgetrieben werden. Sie war erst sechs Wochen schwanger.“, schluchzt Tombola hervor.

Der Vater setzt mit dem Erstaunen fort: „Ich, ich, ich bin sprachlos. Ich wusste nicht…“ – „Du weißt auch gar nichts. Du warst ja nie da. Hast mich nie Fußball spielen sehen!“, brüllt Pascal wütend hervor.

Alle Gäste des Café’s scheinen nun das Szenario zu beobachten. Zumindest dringt eine sprachlose Ruhe von vier, fünf Sekunden ein. Schließlich tritt ein Kellner des Café’s hinzu. „Entschuldigt, aber eine Prise mehr Ruhe in unserem Café wäre vorzüglich.“, spricht der Kellner mit französisch angehauchtem Dialekt. Wer weiß, ob er diesen nur extra für das Café erlernt hat oder tatsächlich aus Frankreich stammt.

Janine greift zur Handtasche und wirft sich diese um, „Tombola, Pascal, wir gehen!“ – „Aber…“, stottern beide zeitgleich hervor. – „Nein, wir gehen!“

Unaufhaltsam verlassen die drei, nur begleitet von Wut und Trauer, das Café. „Joachim, das hast du ja mal wieder prima hinbekommen.“, wirft ihm Britt Wachtel vor.

***

Viertel vor Sechs, na bis Sechs hat sie doch auf, das wird noch. Patrick schwingt sich aus dem Bus und läuft die letzten 500 Meter. Er rüttelt aufgeregt und atemringend an der Ladentür. Als sie sich nicht öffnen lässt, beachtet er das angebrachte Schild: „Aufgrund eines familären Zwischenfalls geschlossen.“ Bitte was? Familärer Zwischenfall? Janine wird mich nun brauchen. Aber ich sollte erstmal herausfinden, was da los ist. Von selbst wird sie’s mir nicht erzählen. Er stiefelt einige Meter zurück, dorthin, wo er auf dem Hinweg eine der seltenen verbliebenen Telefonzellen ausgemacht hatte. In dem zerrissenen Telefonbuch blättert er die Krankenhäuser durch, ruft sie nacheinander durch und fragt nach, ob sie seine „Frau Bock“ eingeliefert bekommen hätten; genau so, wie er es in den vielen Psychodramadetektivfilmen beobachtet hatte. Und er wird wirklich fündig.

Erneuter Blick auf die Uhr. 18:17, der Bus zum St. Christiansen-Stift Krankenhaus dürfte in ein oder zwei Minuten abfahren. Sportlergleich sprintet er zur Haltestelle zurück, das Adrenalin scheint zu wirken, denn gerade noch soeben springt er in den Bus, der ohnehin 2 Minuten Verspätung hatte.

Angekommen im Krankenhaus schleicht er sich regelrecht ins Zimmer von Karla. Ob’s nötig wär, weiß er selbst nicht. Aber die Coolness aus den schon erwähnten unendlich vielen Psychodramadetektivfilmen wollte er sich nicht entgehen lassen. Er betrachtet also Karla und testet durch, ob sie wirklich nicht wach ist. Gott sei dank, tot ist sie nicht. Zumindest noch nicht. Aber ein wenig länger scheint sie hier schon zu liegen. Wenn ich mir die leicht verwelkten Blumen so betrachte. Nun gut, jetzt aber raus hier, ehe mich noch jemand sieht.
Er öffnet die Tür und stolziert hinaus, mit einem innerlichen Schrei hüpft er jedoch wieder ins Zimmer. Warte, war das wirklich mein Chef? Verdammt, was macht der denn nun hier? Er lauscht den Schritten. Plopp, Plopp, Plopp… weg ist er.
Schließlich wagt er sich erneut hinaus. Just in dem Moment, wo er die Tür schließt, kommt eine Schwester um die Ecke.

„Oh, sind sie verwandt mit der Frau Bock?“ Wah, verdammt. Erwischt. Oder halt… hm… hey, in den ganzen Filmen, wird der Detektiv auch immer von solch‘ mit wunderbarer Oberweite geschmückten Frauen erwischt., denkt sich Patrick, während er der Schwester auf eben diese erwähnte Oberweite starrt. Was machst du nur? Die hält dich doch für bescheuert. Los, guck ihr ins Gesicht. Aber nicht so sofort, du brauchst einen Grund für deinen dreisten starren Blick. Ah, das Namensschild. „Nun, das ist, ähm, richtig, Frau Schwester Uta Brandt.“

Next one: Der Freischwimmer mit Teil 5

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10 Trackbacks zu “Karla im Koma: Folge 4 – Madame Krankenschwester”
10 Kommentare zu “Karla im Koma: Folge 4 – Madame Krankenschwester”
  1. Gravatar of Pulmoll
    Pulmoll
    21.05.2007 00:14

    Folge fünf dann demnächst bei mir ;-)